Seit Anfang meiner Selbstständigkeit werde ich immer wieder gefragt, ob es denn heute noch nötig ist, eine eigene Website zu besitzen. Ich nehme die aktuellen Entwicklungen zum Anlass, einmal schriftlich festzuhalten, was ich seit Jahren sage, wenn Menschen mir die Frage stellen:

Das erste Mal, an das ich mich erinnere, kam die Frage am Anfang meiner Selbstständigkeit auf. 2013. Grund war Facebook. Facebook gab es zwar schon eine ganze Weile, aber erst nach dem Börsengang 2012 und der Einführung von Unternehmensprofilen gewann es an Relevanz. Und weil an Datenschutz noch nicht zu denken war, konnte man plötzlich so zielgerichtet Werbung schalten wie noch nie und genau die Menschen erreichen, die man wollte. Die Relevanz einer Internetseite rückte vermeintlich in den Hintergrund. Und ich hörte immer wieder sowas wie „Braucht man denn noch eine Website? Mit Facebook gehts viel einfacher und schneller….“. Stimmte ja auch, zumindest wenn man kurzfristig dachte.

Ich weiß noch, dass ich den Gedanke von Anfang an nicht verstand. Ich verstand nicht, wie Menschen eine kommerzielle, amerikanische Plattform wie Facebook mit einer eigenen Internetseite vergleichen konnten und in „entweder oder“ dachten. In der Firma, in der ich zu dieser Zeit als freie Mitarbeiterin u.a. im Bereich Suchmaschinenoptimierung tätig war, hatte ich Glück. Während das Marketing-Team, fast geschlossen, die Online-Marketing-Strategie auf Social Media umbaute, waren der Chef und ich einer Meinung und ich konnte quasi durchsetzen, wenigstens zweigleisig zu fahren. Ein Glück, weil es nicht nicht lange dauert, bis sich bewahrheitete, was ich von Anfang an befürchtete.

Der Algorithmus wurde geändert und die Reichweite eingeschränkt

„Menschen statt Marken“ oder auch „Meaningful Social Interactions“ war Zuckerbergs Ansatz. Eigentlich ging es direkt los und Facebook schränkte die Reichweite von Unternehmens- und auch News-Seiten ein. Allein zwischen 2013 und 2014 ist die Reichweite von Unternehmenseiten um die Hälfte gesunken – während viele Unternehmen grad noch dabei waren, ihr Facebook Strategie auszubauen und Teams zu bilden, die dafür zuständig waren… Pech.

Das glaubst du nicht! Punkt 7 wird dich ganz besonders überraschen

Was dann passierte, wissen vermutlich viele noch. Das sogenannte „Click-Baiting“ wurde extremer denn je. Wenn Facebook wollte, dass Menschen interagieren, mussten Überschriten her, die auch dazu animierten. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Zuckerberg das nicht hat kommen sehen. Die folgenden Jahre waren davon geprägt, dass Facebook dagegen vorhing. Ich denke, Facebook ist unter anderem auch an dieser Entwicklung „kaputt gegangen“. Letztendlich hat es Jahre gedauert und dauert immernoch an. Im Internet geht nichts schnell. Auch nicht bei Facebook.

Mehr Bilder, weniger Worte

Glücklicherweise kam dann Instagram und Unternehmen konnten sich auf ein neues Soziale Netzwerk konzentrieren. Facebook war, spätestens seit der drastischen Reichweiteneinschränk für Unternehmen in 2018 irgendwie „raus“. Ohne bezahlte Werbung ging kaum noch was. Und es gab ja eben auch schon die nächste Hoffnung am Internet-Himmel: Instagram. Mehr Bilder, weniger Worte. Natürlich auch mit bezahlter Werbung, später sogar in Kombination mit Shopping. Instagram kam – Überraschung – zur richtigen Zeit: Während Facebook die sogenannte organische Reichweite einschränkte, war sie bei Instagram noch gegeben. Man könnte fast denken, da steckte Strategie hinter. Wieder dauert es ein paar Jahre und ein paar neue Features: Stories und Live-Videos seit 2016, Shopping seit 2018, Reels dann 2020…

Natürlich dürfen auch andere in dem Zuge nicht vergessen werden:
Twitter gab es ja auch noch. Als Kurznachrichtendienst allerdings relevanter für News-Seiten und nicht unbedingt für Unternehmen. Aber spätestens seit Elon Musks Übernahme, die Umbenennung in X und der Tatsache, dass man kaum noch Teslas ohne „I bought this before Elon went crazy“ Aufkleber sieht, aktuell wohl zu vernachlässigen. Erstaunlich, dass es erst das brauchte, dass unabhängige Lösungen überhaupt relevant wurde. Das schon länger existierende Fediverse mit der Twitter-Alternative Mastodon blühte erst – zumindest ein bisschen – auf, als Musk dann auch offentlich „crazy“ wurde.

TikTok begegnete mir das erste Mal in der Schule im Rahmen meiner Arbeit als Medienpädagogin. Ganz plötzlich, gefühlt von einem Tag auf den anderen, war die beliebeste App nicht mehr Insta oder Snapchat, sondern Musical.ly. Ich erinnere mich noch, wie ich mir von den Kids erklären ließ, was das für eine App ist und wie erstaunt ich war, noch nie davon gehört zu haben. Es dauerte auch nicht lange, bis die Firma Byte Dance, die 2017 Musical.ly gekauft hatte, diese bei Kindern sehr beliebte App mit ihrer chinesischen Version zusammenzulegen: TikTok war geboren. Die am schnellsten wachsende App der Welt, die mittlerweile wohl in großem Maß die Weltpolitik beinflusst.

Anfang 2025 kam dann die Meldung: Zuckerberg schafft Faktenchecks in den USA ab. Wenn man sich die allgemeine Entwicklung im Internet ansieht, ein Disaster. Ein Disaster vor allem auch für die Menschen, die sich um die Demokratie fürchten, die letzten Jahre aber überwiegend auf Soziale Netzwerke gesetzt haben. Es ist noch unklar, wo die Entwicklung hingeht, ob es demnächst dann einen digitalen Aufkleber gegen Zuckerberg gibt oder den nächsten Hype. Ist für mich ist genauso klar, wie die letzten 12 Jahre davor: Ja, die eigene Website ist noch zeitgemäß, vielleicht sogar wichtiger denn je.

Pauschalisieren ist immer schweirig und natürlich sollten Unternehmen aktuellen Trends folgen und Möglichkeiten nutzen, ihre Zielgruppe möglichst zielgerichtet zu erreichen. Aber eine eigene Internetseite, am besten ohne Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern, ist meiner Meinung nach das einzig beständige – gerade bei kleines Teams und keinem riesigen Marketing-Budget. Wer auch in 2025 noch denkt, keine eigene Internetseite zu brauchen, sollte sich eventuell noch einmal überlegen, ob nicht zumindest der Versuch einer Art einfachen „digitalen Vistenkarte“ trotzdem ein Anfang sein könnte. Für alle anderen lohnt sich die Überlegung, an den Ausbau der eigenen Internetseite zu denken und sich mit der Frage zu beschäftigen, ob Blogs tot sind oder die Investition sich lohnen könnte.

Was bedeutet das alles für einen Website-Relaunch?

Websites sind nur erfolgreich, wenn sie bleiben und wenn eine der wichtigsten Regeln befolgt wird. Wie es das World Wide Web Consortium (W3C) schreibt: Cool URIs don’t change. Was bedeutet: Wenn ein Link, also quasi der Ort, an dem eine Information zu finden ist, zu einer Website einmal besteht, sollte er nie geändert werden. Und wenn das doch nötig ist, sollte man den alten Link unbedingt umleitet.

Für mich ist diese Aufgabe bei jedem Website-Relaunch zugegebnermaßen die nervigste, aber gleichzeitig eine der wichtigsten. Ich muss vor dem Relaunch alle URLs der Website herausfinden und sie dann, fast immer händisch, den neuen URLs zuordnen. Wenn ich das nicht mache und Menschen danach in Google auf einen Link klicken, landen sie auf einer 404 Fehler-Seite (das heißt, der gesuchte Inhalt befindet sich nicht mehr an diesem Ort). Das mag weder die Person die eine Information sucht, noch Google. Google schmeißt den Inhalt früher oder später aus dem Index raus. Und die neue Seite, die ja an sich noch den alten Inhalt hat, muss sich von neuem hochkämpfen, um in den oberen Plätzen der Google-Suche zu erscheinen. Und das kann Jahre dauern…

Zum Beispiel flog bei meinem letzten Website-Relaunch die Übersichtseite janarange.de/website-angebote/ raus. Ich wollte keine Übersicht mehr, sondern nurnoch meine Angebote. Um das Problem der 404-Fehler zu vermeiden, musste ich nach dem Relauch dafür sorgen, dass der alte Link auf den passenden neuen weitergeleitet wird. Bei fremden Seiten, die irgendwann mal wer anders gemacht hat, kann das ein längeres Unterfangen werden.
Gute Auffindbarkeit geht auch bei einer eigenen Internetseite nicht schnell, sie dauert Jahre. Leider erlebe ich sehr oft, dass dieses Thema der Linkstruktur bei der Neugestaltung der Website nicht berüchsigtigt wird oder aus Unwissen beim „selber machen der Website“ vergessen wird. Aber genau so kann eine Website eben nicht nachhaltig erfolgreich sein.

Wenn du noch keine eigene Internetseite hast, aber jetzt doch überzeugt bist, dass die Website in 2025 noch nich tot ist, kontaktiert mich gerne. Ich helfe dir entweder dabei, sie selbst zu Erstellen oder kümmere um alles – immer in enger Absprache mit dir.

Quellenangaben

ChatGPT half bei der Recherche nach den richtigen Jahreszahlen und der Suche nach geeigneten Quellen.
Folgende Quellen sind auch im Text verlinkt.

https://allfacebook.de/zahlen_fakten/organische-reichweite-bricht-ein dass
https://de.statista.com/infografik/2017/facebook-reichweite-von-unternehmen
https://de.wikipedia.org/wiki/Fediverse
https://www.heise.de/select/ct/vorschau/2201715023222898228
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/meta-facebook-instagram-faktencheck-zuckerberg-100.html
https://business.trustedshops.de/blog/webseiten-relaunch-suenden

geschrieben am

von Jana